Mit dem Namen Allahs, des Ur-Wissenden, des Ur-Lehrenden,
im heutigen Flügelschlag reisen wir ins 13. Jahrhundert und zu einem Wegbereiter der türkischen Größe. Oft fragen sich Menschen, was denn im Osmanischen Reich unter Bildung verstanden wurde. Die Antwort: Das, was im Islam unter Bildung verstanden wird: Wer bin ich, welche Charaktereigenschaften habe ich, wofür setze ich meine Fähigkeiten ein. Nun, ein Gedicht von Yunus Emre. Er kann uns alle erleuchten…
Wissenschaft heißt Wissen kennen,
Wissenschaft ist’s sich zu kennen;
Doch wenn du dich selbst nicht kennst,
Wird dein Lesen dir nichts nützen.
Was bedeutet es zu lesen?
Es heißt, Wahres zu erkennen.
Wenn du liest, doch das, was wahr ist,
Nicht erkennst, nützt Lesen nichts.
Sage nicht: „Ich las, ich weiß“,
Sag nicht: „Ich hab viel gedient“,
Kennst du keine schöne Seele (insan-i kamil),
Dann ist es vergebne Müh.
Die Bedeutung der vier Bücher [Altes und Neues Testament, Psalter, Koran]
Gibt im Elif sich zu kennen;
Doch du kennst das Elif nicht,
Was ist das nur für ein Lesen?
Neunundzwanzig Buchstaben
Liest vom Anfang du zum Ende;
Zwar, o Hodscha, sagst du Elif,
Doch wie lautet die Bedeutung?
Yunus Emre spricht, o Hodscha!
Wenn es hilft, mach 1000 Hadsch,
Besser als all dieses ist es
Einzugehen in ein Herz.
(Yunus Emre: Diwan, Gedicht 65)