Poesie des mächtigsten Mannes seiner Zeit: Muhibbi

Jeder Sultan hatte ein Hobby. Kanuni Sultan Sulaiman war leidenschaftlich Gärtner. Dies zeigt sich auch in seiner Dichtkunst. Er verwendet Bilder aus dem Garten. Kanuni Sultan Sulaiman, oder wie er in Europa genannt wird: Sulaiman der Prächtige, nennt sich als Poet „Muhibbi“, der Liebende und spricht sich gemäß Sitte orientalischer Poeten am Ende selbst an.

Für Sprachexperten: Das Gedicht im Original ist im Gazel geschrieben, das heißt jeder zweite Vers reimt sich, die Verse dazwischen müssen keinen Reim aufweisen. Bei der Übersetzung bin ich froh, wenn ich nur annähernd die Bedeutung übertragen kann. Die Osmanen wie auch alte Türken zählen Silben, wie es in Europa außerhalb Deutschlands üblich ist. Auf Deutsch unterscheiden wir zwischen verschiedenen Metren, selbst wenn die Silbenanzahl dieselbe ist. Nun zum Gedicht:

Poesie ist, wenn die Leser Zuckersüße schmecken,
Der Verstand, der Feinheiten nicht sieht, schmeckt nicht die Süße.

Jedes Wort beinhalte Bedeutung, zart und strahlend,
Hörende solln sagen: Worte, werter noch als Perlen.

Meine Poesie sind Rosen, andere sind Tulpen,
Denn wie soll der süße Zucker eins sein mit dem Essig?

Jeder Vers im Garten meiner Poesie ein Beet,
Vögel der Bedeutung landen wie auf ‘ner Zypresse.

In dem Morgenwind des Rosengartens las Muhibbi
Diesen Vers; voll Wehmut tschirpten stimmig Nachtigallen.

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