Die Eroberung Konstantiopels wird als Eröffnung einer neuen Epoche bezeichnet. Dies tun auch Türken und wissen nicht, dass sie damit die Geschichtsschreibung Europas übernommen haben. Ab 1453 war Konstantinopel, was seit der Gründung der Republik der Türkei offiziell als Istanbul bezeichnet wird, die Hauptsadt des Osmanischen Reiches. Doch einen so großen Einschnitt in der Geschichte wie es die Eroberung in Europa tat, tat sie für die Muslime nicht. Die Türken zementierten dadurch damals ihren Anspruch Schirmherr aller Muslime sein zu wollen. Europa wandte sich einer neuen Epoche zu. Das Mittelalter wurde überwunden – die Reformation wurde auch von Sulaiman, dem Prächtigen, begrüßt. Stellt sie doch eine Annäherung an den Islam dar. Der Mann, der Konstantiopel eroberte als Herrführer heißt: Fatih Sultan Mehmet. Er war auch ein ausgezeichneter Poet. Er sprach Latein, Italienisch, Griechisch, Türkisch, Arabisch, Persisch und zum Teil Bosnisch. Das folgende Gedicht zeugt von den poetischen Freiheiten im Lande der Türken, die so woanders nicht gegeben war und heute leider auch unter Muslimen weniger anzutreffen ist.
Wer die Galata sah, der wird sein Herz nicht binden an Firdaus, Wer ihren Herzschmück sah, der wird sich nicht an andre Größen wenden. Und eine Fränkin, graziös! sah ich in ihr gleich Jesus, wer Sie sah, würd sagen: Ihre Lippen beleben jesusgleich die Toten. Verstand, Verständnis, Religion und Glauben soll nur wie bewahren, Der wird zum Leugner, o Muslime! wer sie erblickt, die holde Maid! Der trinkt vom Kewser nicht, wer trank vom reinen Wein, den sie auch trank Und der geht nicht in die Moschee, wer in die Kirche ging wie sie. Der wär sich wohl bewusst, dass sie, o Avni! leugnend' Fränkin ist, Wer sah den Gurt und auch das Kreuz an ihrer Hüfte, ihrem Hals.